Und hier starte ich meine Lebenslinien unter einem der letzten Bilder von Renate.
So ging das früher. Der Lebenslauf, handschriftlich, war Futter für die Graphologen, die gewichtig herauslasen, wie man so tickte, ob ausgeglichen, unstet, links, rechts, chaotisch, verstockt, großzügig, geizig etc. Am oberen Rand drangeklebt, aber das schenke ich mir hier, prangte natürlich ein möglichst vorteilhaftes und unbedingt vertrauenerweckendes Passbild. Der Inhalt selbst war, wie er war: Vater, Angestellter, Mutter irgendwie polnisch? Nein Oberschlesien, vertrieben, na ja; immerhin r.k. usw., egal. Die schnellste Einteilung der Mannschaften beim Fußballspielen hieß: Evangelische gegen Kartoffeln, was bestimmt nichts Schlimmes, nur ein Wortspiel sein sollte, zumal erst die geschossenen Tore zeigten wer siegte. Apropos Sieger; die waren sowieso wir, immer ging es bergauf, wir kamen ja von ganz unten. Und wenn wir uns noch so blöd anstellten; eine gewisse Karriere war unvermeidbar. Ich z.B. wurde Volkswirt, war eine Zeitlang Lehrer, ab 1980 Freiberufler (Gutachter und Berater in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit und freier Autor, insbesondere fürs Radio). Ab 1990, folgten 17 Jahre Arbeit im Ausland, zuständig für gesellschaftspolitische Entwicklungsprojekte der Friedrich-Naumann-Stiftung in verschiedenen Weltregionen, danach bis zum Ausscheiden aus dem Berufsleben tätig in leitender Funktion in der Zentrale der Stiftung.
Das Schwierigste danach war die Rückeroberung des freien Schreibens aus der Berufsnützlichkeit, was u.a. hieß und heißt, sich weniger von der Dominanz des Faktischen beeindrucken zu lassen und mehr auf das eventuell Mögliche oder gar Unglaubliche zu achten. Da bin ich dran. Diese Website wirft Schlaglichter auf das, was vorher schon mal war und wie es bisher mit der „Rückeroberung“ lief. Das in den Jahrzehnten dazwischen beruflich Ge- und Beschriebene soll in Ehren in den Akten verstauben. Es hatte ja schon ein Leben gehabt.